Shadia Emilia
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Gästebuch

Montag 09.10.

Mittlerweiler weiß ich es auch Papa! Zum Zählen fängt man mit der 1 an. Dementsprechend sollte mein November-Tagebuch mit dem 1. anfangen und nicht mit dem 9.

Ich fange so spät damit an, Euch von meinem Alltag zu berichten, weil Papa & Maman die ganze Zeit einfach keine Zeit für mich hatten.

Keine Zeit, mir öfter Mal was vorzulesen oder mit mir was zu unternehmen.

Keine Zeit die knapp 2 ersten Wochen des Monats in Wort und Schrift niederzulegen.

Keine Zeit, überhaupt Zeit für mich zu haben.

Aber Gott sei Dank, hat sich das alles geändert, natürlich zum Positiven.

Gestern waren wir zum Beispiel im Duisburger Zoo. Die Delfine PEPINA & DELFI waren mal wieder knuffig.

Nun aber zu meinem Problem.

Seit Tagen, wie schon gesagt, merkte ich, dass die Beiden nicht so richtig bei der Sache sind, dann habe ich mir gesagt: „Shadia, bleib ruhig und lass Dir was einfallen, um die Beiden aus der Reserve zu locken und ihre Aufmerksamkeit wieder zu gewinnen“ und da habe ich gehandelt, jawohl.

An einem Nachmittag stellte ich mich auf den Teppich im Schlafzimmer, zog die Hose runter und rief: „Maman“. Ich wartete bis sie das Kleidstück zur Seite legte, was sie gerade faltete und in dem Augenblick, wo sie sich zu mir umdrehte, habe  ich den ganzen Teppich voll bepinkelt.

An einem Abend lief Papa an meinem Zimmer vorbei und reagierte keineswegs, als ich ihn Drei Mal rief, damit er mit mir spielt. Irgendwann Mal hat der gnädige Papa dann doch Zeit gefunden, hat mir die Ehre erwiesen und wollte sich gerade neben mich hinsetzen, da sagte ich dann einfach „OH, j’ai fait pipi!“ (Ach! ich habe Pipi gemacht) und machte meine Hose und den Boden nass.

2 Tage lang habe ich nach Lust und Laune überall in der Wohnung gestrullert. Erst dann haben die Beiden es gerafft und sind dann aufmerksamer geworden.

Ich liebe sie.

Donnerstag 12.10.

Ich war mit Maman & Tata Kiki in der Stadt, als sich uns eine Riesenmaus näherte und wollte mir eine Karte schenken, da habe ich laut geschrieen. Es war die Maus Diddl aber in mega großem Format. Vor solchen Maskottchen, die fast größer als Papa sind habe ich richtig Angst.

Also Käpten Blaubär oder Sandmann im Fernsehen zu sehen ist mir lieber als denen live zu begegnen.

Freitag 13.10.

Ich hasse es erkältet zu sein.

Samstag 14.10.

Papa macht sich über mich lustig, weil ich frandeutsch spreche, wie z.B.:

Je me suis ge-reveillée (ich bin wach geworden)

J’ai gespuckt (ich habe gespuckt)

Sonntag 15.10.

In meinem Zimmer hängt eine bunte Wanduhr. Ich habe sie ganz genau beobachtet und dann habe ich Papa ihr Geheimnis verraten: „Papa, ma montre conduit, car les aiguilles tournent tournent!“ (Papa, meine Uhr fährt. Da die Zeiger sich drehen und drehen)

Dienstag 17.10.06

Heute und gestern hatte ich frei von der Kita, da meine Nase immer noch ganz schön grün läuft und es kann ganz ansteckend sein.

Mittwoch 18.10.06

Ich bin heute schon wieder weggelaufen in der Stadt und zwar von Deichmann bis New Yorker im City Center. Maman hat seitdem Aua im Bauch. Ich hatte danach Aua am popo, da Maman mir einen Klapps verpasst hat.

Donnerstag 19.10.06

Ich wollte Papa ein Stück Fleischwurst geben, da sagte er zu mir: « Du weißt, dass ich noch Ramadan faste und dass ich jetzt nicht essen darf, ich orientiere mich nach der Sonne » Daraufhin ich « Und ich nach dem Mond Papa!“

Freitag 20.10.06

Neuerdings singen wir ganz schön viel in der Kita, außerdem hören wir auch Geschichten aus dem Martinsbuch und basteln schöne Laternen.

In der Kita ist alles anders, nicht wie zu Hause. Dort bin ich Kind zweiten Grades.

Dort muss ich warten, bis ich z.B. dran bin. Dort muss ich lernen alles mit den anderen Kindern zu teilen, nicht nur den Raum und die Spielsachen, sondern auch die Aufmerksamkeit von Frau Loske. Es ist schwer für mich, da ich zu Hause die Prinzessin bin.

Trotz alledem ist es herrlich bei Frau Loske zu sein. Es macht riesig Spaß, gemeinsam zu lernen, zu spielen, singen und Ausflüge zu machen. Einfach Freude am Leben haben  und Freunde und Freundinnen finden  .... Danke, Frau Loske.

Samstag 21.10.06

Oh wie schön ist es bei Ulla zu bleiben und da schlafen zu dürfen. Meine Eltern hatten schon wieder eine Einladung ohne Kind gehabt. Wenn ich so viel Spaß habe, wie mit Ulla, werde ich sicherlich ein- bis zweimal den Monat gnädig sein und Maman und Papa auch mal nur Liebespaar sein lassen. Ein Ehepaar muss ja auch immer noch ab und zu Liebespaar sein. Ich weiß, ich bin zu gnädig, aber ich glaube, das nennt man Mitarbeitermotivation.

Sonntag 22.10.06

Gegen Mittag wurde ich abgeholt und ab ins Kino „Oh wie schön ist Panama“ gucken. Mann war das eine schöne Freundschaftsgeschichte zwischen dem Tiger und dem Bär. Aber der Film war nicht so traurig wie „König der Löwen“, da habe ich nämlich geweint als der König gestorben ist und Simba um seinen Vater geheult hat.

Nach dem Kino sind wir zu den Onkels Olli Und Ingo gefahren, um uns die  Hundebabys anzugucken. Die waren so süß. Aber ich glaube nicht, dass mir Papa je erlauben wird, einen Hund zu haben.

Montag 23.10.06

Heute ist das Ende Ramadan und somit „Zuckerfest“. Papa darf wieder Mal normal essen und ich habe ein Geschenk bekommen.

Dienstag 24.10.06

Shadia war mit Papa spazieren und ist gegen einen Ast gestolpert.

Papa: « Du musst aufpassen, wo du hintrittst und die Augen aufmachen wegen dem Stück Holz!“

Shadia: „Ja Aufpassen! Holz hat keine Augen!“

Mittwoch 25.10.06

Als Maman gehen wollte, habe ich angefangen bei Frau Loske zu weinen. Und da ich die Kleinste bin, hatten die anderen Kinder alle Mitleid mit mir und alle haben angefangen, zu heulen. Das nenne ich Zusammenhalt!

Mardi 24.11.06

Es kommt oft vor, dass ich mitten in der Nacht wach werde, dass mich die Sehnsucht nach meinen Eltern packt, dass ich mich dann in das Elternschlafzimmer stelle, an meinem Daumen so laut lutsche bis Maman meine Präsenz merkt, und mich in das große warme Bett einlädt. Der Papa bekommt in der Regel nichts davon mit, denn er hat einen tiefen Schlaf. Einmal habe ich es aber vermasselt und habe ihm die Decke so auffällig geklaut, dass er gefroren hat, da er halbnackt unter der Decke lag. Ein Tag später sagte er mahnend zu mir: “Beim nächsten Mal, bring zumindest deine Decke und dein Kopfkissen mit“. Gesagt, getan. Eine Nacht später, stand ich wieder im Dunkel, stolz mit meinem Kopfkissen unter’m Arm (die Decke war mir zu schwer) und mit dem anderen Arm bzw. dem Daumen im Mund. Ich war froh, dass mich Papa diesmal bemerkte. Er stand auf nahm mich in Arm und brachte mich in mein Bett zurück: „Ma puce (mein Flöhchen)! Du hast Dein Bett und wir haben unser Bett. Du schläfst in Deinem und wir schlafen in unserem. Hast Du mich verstanden?“

Aber gestern habe ich es herausgekriegt. Lautlos habe ich meine Decke und mein Kopfkissen rübergeschleppt. Ich habe nicht geschmatzt beim Daumenlutschen. Ich habe nicht im Dunkeln gezögert und auf Erlaubnis gewartet, ich bin einfach rein geschlichen und habe mich so klein gemacht, dass sie mich erst gegen 7h mich bemerkt haben. Viel zu spät, sage ich Euch, da mussten wir eh alle aufstehen.

Donnerstag 26.10.06

Papa hat mich zur Krippe gebracht. Ich war aber enttäuscht, dass er nicht geblieben ist.

Trost kam später, als er mich mit Tata Samia abgeholt hat. Hurra, sie bleibt bei uns bis Montag.

Freiatg 27.10.06

Tata Samia studiert jetzt Fotographie und läuft die ganze Zeit mit einer Kamera um den Hals herum und knipst alles. Sie hat viele Fotos von mir im Wald geschossen. Wir haben uns im Wald verlaufen und 2 Stunden gebraucht, um den Weg nach Hause zu finden.

Meine zweite Tata, die Andrea ist schon wieder im Krankenhaus. Sie muss noch Mal operiert werden. Es tut mit Leid für Dich, liebe Tata!

Samstag 28.10.06

Jetzt weiß ich warum Tata Samia hier ist.

Nicht nur um mich zu sehen, sondern damit meine Eltern einen KL-Tag machen können. Ja ein Kinderlos-&-Ledig-Tag. Kino, Massage und Abendessen standen auf dem Programm.

Ich habe mit Samia & Perle auch lecker gegessen.

Sonntag 29.10.06

Wir haben Tata Andrea im Krankenhaus besucht. Es geht ihr wieder besser. Ich durfte in ihrem Bett liegen, die Kopfhörer aufsetzen und KIKA angucken.

Danach bin ich mit Maman nach Dortmund zu Antonia zum Geburtstag gefahren.

Anschließend sind wir zum Araber mit Samia & Papa essen gefahren.

Dienstag 31.10.06

Morgen ist der erste Tag im November und mit ihm fängt es richtig an zu frieren. Die Temperaturen gehen drastig bis 7 Grad runter.

 

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Freitag 01.09.06

Shadia: « Was ist das? »

Papa: « Das ist ein Tiger »

Shadia: « Nein, das ist ein Löwe »

Papa: « Nein das ist ein Tiger. Schau mal genau hin, er hat Streifen auf dem Körper und gar keine Haare um den Kopf herum wie ein Löwe. Das ist definitiv ein Tiger! »

Shadia: « Aber Shadia hat auch viele Haare! »

Papa: « ja klar. Du hast sogar lange, schöne Haare und der Löwe hat nur ein Büschel von Haaren. Und was ist mit mir, habe ich auch viele Haare? »

Shadia: « Nein Papa hat nur einen Kopf! »

Samstag 02.09.06

Wir waren alle Drei einkaufen. Als wir an der Wursttheke standen, hat mich die Verkäuferin gefragt: „Möchtest Du ein Stück Wurst Süße?“. Ich hatte nicht soviel Hunger und antwortete: „Nein, habe ich zu Hause“

Am Nachmittag sind wir nach Oberhausen in den Kaiser-Tierpark gefahren. Mitten im Grünen liegt ein schnuckeliger Streichelzoo mit Ziegen, Eseln, Pferden, Hängebauchschweine, Waschbären, Hasen, Schwäne und tausende von Enten. Aber auch Wölfe und Eulen waren dort zu sehen. Man hatte ich Spaß aber ich habe mich nicht getraut, die Ziegen mit den Möhren zu füttern.

Sonntag 03.09.06

Als ich vom Auto ausstieg, sagte ich zu Papa: « Ach, es regnet » Papa bestätigte: « Ja, leider. Heute ist das Wetter schlecht“ dann fügte ich hinzu: „Ja Papa, das Wetter ist nass“

Montag 04.09.2006

Mein erster Tag in der Kita bei der lieben Frau Loske. Schon jetzt habe ich diese Frau so lieb.

Es war eine große Aufregung für mich! Es gab lauter fremde Gesichter, aber die waren alle nett. Ich fühle mich da wohl. Nur das mit dem Frühaufstehen macht mir ein wenig zu schaffen, aber das üben wir noch.

Als Maman mich gegen Mittag abholen wollte, war ich so sauer, dass ich sie gebissen, getreten und einen Schreianfall bekommen habe. Ihr fragt Euch bestimmt warum? Warum so böse sein, wenn es mir bei Frau Loske gefällt? Ich sage es Euch:

Es ist eine völlig neue Phase für uns Drei, diese bewusste zwar kurze aber bittere Trennung.

Andere Kinder wie z.B der Janes, der auch bei Frau Loske neu ist, macht es ganz anders. Er leidet SOFORT unter der Trennung von seinem Papa und zeigt es auch bereits beim Hinbringen. Ich, dagegen sage am Anfang nichts. Wenn Maman der Meinung ist, mich so früh (7h) aufzuwecken, mich hier allein mit fremden Kindern zu lassen und einfach sich erlauben, einen Shadia-freien Tag zu machen, na bitte schön. Ich warte bis  sie mich abholt und dann weine, klammere, beiße und schlage ich.

Ich habe zwar unter der Trennung gelitten, aber ich habe mich sofort integriert. Ich habe prompt und leicht Vertrauen zu der Frau Loske entwickelt. Trost hatte ich vor allem in meiner siamesischen Stoffkatze PAULA, die ich in die Kita mitnehmen durfte und die mir ein wenig Zu-Hause-Gefühl gegeben hat.

Dienstag 05.09.2006

Ich habe Heute in meine nagelneuen 3 CDs mit den Kinderliedern aus Frankreich zum ersten Mal reingehört. Klasse ! Das Beste ist aber, dass ich jetzt, den CD-Player alleine bedienen kann. Knopf drücken, Öffnung geht hoch wie das Maul eines Krokodils, CD reinlegen, Klappe zu, Knopf drücken, Musik hören, mitsingen und tanzen. Leicht wie ein Kinderspiel.

Mittwoch 06.09.2006

Ich war mit Papa im Wald spazieren. Wir haben kleine Tiere beobachtet und Kastanien gesammelt. Ich habe sogar festgestellt, dass Champignons an den Füßen der Bäume wohnen und schlafen. Papa meinte, es sind Pilze. Sie sind nicht essbar wie die leckeren Champignons, die bei uns auf den Tisch kommen.

Donnerstag 07.09.2006

Der Herbst traut sich nicht so richtig und lässt dem hartnäckigen Sommer noch ein Mal Rekordtemperaturen ereichen. Wir hatten fast die ganze Woche schönes Wetter.

Montag 11.09.2006

Heute haben wir beim herrlichen Wetter mit Frau Loske Äpfel gepflückt.

Ihr musst aufpassen, wenn ich jetzt WIR sage oder schreibe, dann heißt es nicht immer Papa, Maman und ich, sondern die Clique von Frau Loske und ich. Aber Ihr habt Recht. Ich muss sie Euch schon Mal vorstellen: Da ist erstmal Frau Loske, eine super liebe Erzieherin, dann die Pattrin (Kathrin), der Michael, der Janis, die Lea, die Anika & die Shadia. Last but not least die Katze Mancy (Nancy) und der Hund Luna.

Mittwoch 13.09.06

Das ist eine meiner Lieblings-Gute-Nacht-Gescichten. Sie geht so:

„Wärst Du eine Fledermaus, dann würdest Du nicht in diesem Bett so schlafen. Du würdest Dich an den Decken der dunklen Höhlen klammern und über Kopf Dein Nickerchen machen. Wie der Elefant, schläft das Pferd im Stehen. Aber in dieser Lage kann er überhaupt nicht träumen. Um es zu tun, muss er sich auf den Boden hinlegen.

Beim Albatros, ist man fast sicher, dass er beim Fliegen schläft. Und das ist nicht das einzige Naturwunder, weil der Delphin auch  während seines Schlafes schwimmen kann.

Was die Kuh angeht, das ist unglaublich! Sie ist fähig, mit geöffneten Augen zu schlafen, während die Fische seitlich, senkrecht oder rückwärts schlummern können.“

Als Papa mit der Lektüre fertig war, habe ich die Augen ganz offen gehalten und einen undefinierten Punkt im Raum fixiert. Papa fragte mich dann: „Was machst Du Ma puce (mein Flöhchen)?“ Ich antwortete: „Ich mache Dodo (Heia)!“ Papa: “Aber dafür musst du doch die Augen schließen!“, „Nein“ sagte ich und erklärte ihm „Ich mache Dodo wie die Kuh!“

Donnerstag 14.09.2006

Heute Morgen waren wir alle drei hundemüde. Grund dafür waren meine alle 2 Stunden Schreialarme in der letzten Nacht.

Meine Eltern halten das nicht für ernst genug. Papa denkt es ist schon wieder eine meiner kapriziösen Launen. Maman versucht sich zu beruhigen und sich selbst einzureden, dass es sich um eine Phase handelt, die bald Geschichte wird und sagt sie sich, dass es nun Mal Kinder gibt, die einen tiefen oder einen leichten Schlaf haben.

Ich sage Euch aber: es ist eine ernsthafte Angelegenheit Leute! Meint Ihr, es macht mir Spaß, andauernd aus dem friedlichen Schlaf rausgerissen zu sein. Es ist keine Laune, das ist der Alltag, der mich nachts wach hält, alle diese Eindrücke tagsüber, bei Frau Loske, im Supermarkt, im Auto auf der Autobahn …etc, die muss ich erst im Schlaf verarbeiten und manchmal träume ich schlecht, dann werde ich wach und höre Stimmen und sehe Gestalten.

Meine Lampe verwandelt sich in eine Riesenspinne, die von der Decke runterhängt (das sind die Genen. Maman ist nämlich anachrophob). Meine Schlafdecke  mutiert zu einem hungrigen Krokodil, das sich nur mit Kinderfleisch ernährt.  Meine Vorhänge bekommen lange zottige Arme, die mich bis zum letzten Winkel in meinem Zimmer verjagen…Ich mache lieber hier Schluss. Ich sehe schon, dass Ihr auch vom Lesen die Knien weich geworden sind.

Meine Eltern glauben, ich würde aus Spaß sie stündlich wecken. Wie unfair!

Freitag 15.09.2006

Einige Sätze um meine Eltern in dieser Phase zu trösten in Bezug auf meine nächtlichen Eskapaden:

Es geht vorbei - es ist nur ein Entwicklungsschub- der nächste Schub wird besser.
Mein Kind wird mit 18 ausziehen - spätestens mit Schulbeginn schlafen sie durch und lang - sehr lang.
Sie ist ein liebes Kind - du bist eine liebe Maman- du bist ein lieber Papa- Ihr gibt Euer Bestes
es geht vorbei- haltet durch!

Samstag 16.09.2006

Es ist so schön bei Frau Loske. Ihre Kita liegt wie auf dem Land. In der Nähe sind lauter Felder und Wälder sowie Pferdeställe und Bauernhöfe mit vielen süßen Tieren. 

Sonntag 17.09.06

Wir lagen alle drei im Bett und haben geschmust, Papa guckt auf die Uhr und fragte: „Gehen wir Brötchen (petits pains) holen für Shadia?“ Ich antwortete: „Nein keine Brötchen, Brote für Shadia!“ (Non pas petits pains , grands pains pour Shadia)

Montag 18.09.06

Ich wollte in der Kita ein bisschen angeben und habe das Handy von meiner Maman ohne ihr Wissen mitgenommen. Das hat Maman gar nicht gepasst, den ganzen Vormittag nicht erreichbar zu sein und ihr Handy  überall zu suchen.

Dienstag 19.09.06

Tata Samia wohnt im Anrufbeantworter.

Wenn Papa auf einen Knopf drückt, höre ich ihre Stimme aber irgendwie versteht sie mich nicht so richtig:

Samia’s Stimme:“Shadia?“

Shadia: „Ja“

Samia’s Stimme:“Shadia?“

Shadia: „Jaaaaa“

Samia’s Stimme:“Wo bist du Shadia?“

Shadia: „hier“

Samia’s Stimme:“Bist Du nicht zu Hause?“

Shadia: „Ich bin hier“

Samia’s Stimme:“Wo bist hingegangen?“

Shadia: „bin zu Hause“

Samia’s Stimme:“Shadia?“

Shadia: „Ja“

Samia’s Stimme:“Mon amour?“

Shadia: „Jaaaaa, ich bin hier“

Mittwoch 20.09.06

Nach meinem Diplom als Dompteuse der ganzen Enten im Gruga-Park, den ich mit Bravour verdient habe, in dem ich die frechen Viecher ohne Bange mit den eigenen Händen fütterte, habe ich den höchsten Grad der Tiertrainerinnen erlangt und meinen Tiger dressiert und zahm gemacht. Erinnert Ihr Euch an den Tiger, den mir Onkel Fred auf der Kirmes gekauft hat. Er macht jetzt Platz und Purzelbäume.

Donnerstag 21.09.06

Ich habe ein Entchen namens Caneton, das Seife frisst, Wasser trinkt und mir das Gesicht sauber macht. Und es kann sogar sprechen. Es darf aber das Badezimmer nicht verlassen und hängt dort den ganzen Tag auf der Heizung, bis Papa oder Maman es abends in die Hand nehmen als Waschkissen anziehen und in mein quakendes Caneton verwandeln. 

Sonntag 24.09.06

Papa sagte zu mir: „Mamour Heute ist der erste Tag im Ramadan!“

Shadia: „Ja. Ramamam!“

Papa: « Weißt du was es heißt. Ich darf den ganzen Tag nichts essen!“

Shadia“ Shadia auch nichts essen!“

Papa: „Moment, das ist nicht alles: Papa darf nichts trinken!“

Shadia „Shadia auch nichts trinken“

Papa unglaubwürdig: „Das möchte aber sehen DU!“

Gegen Nachmittag sind wir sehr weit gefahren, um Tante Kathrin, ihren Mann Thorsten und die Kinder Marlo & Lauren zu besuchen. Wir haben alle Drei für Kathrin zum Geburtstag schöne Bilder gemalt. Sie hat sich gefreut. Wir auch.

Montag 25.09.06

Wir (Loske-Clique) waren den ganzen Vormittag im Wald. Da der Herbst naht haben wir Neste für die Eichhörnchen gebaut und viele Nüsse und Früchte zum Fressen gelegt.

Samstag 29.09.06

Auf meinem Superheld McQueen-Lightning, dem roten schnuckeligen Auto aus dem Film „CARS“ stehen zwei Zeichen. Ich fragte Papa, was das sind und er behauptete: „das heißt fünfundneunzig. Siehst du: das ist die Zahl 9 und das ist 5“ Shadia: „Nein das ist S und nicht 5 Papa!“

Sonntag 30.09.06

Wir waren heute bei der Familie Blume eingeladen. Das sagt Euch nichts? Das ist die Familie von meiner Kita-Freundin Pattrin (Kathrin). Sie haben alle Kinderfamilien von Frau Loske eingeladen zu einer wahrscheinlich jährlichen Tradition: RÜBE SCHNITZELN. Es ist zwar noch kein Halloween, und es waren keine Kürbisse, aber es hat uns allen Spaß gemacht mit so vielen Kindern und ihren Familien gigantische Rüben zu schnitzen. Der Andreas, der Papa von der Pathrin hat’s vorgeführt und alle haben ihn nachgemacht. Und so geht das:

Mit einem scharfen Messer eine gerade Öffnung unten schneiden Sie, die Rübe mit einem scharfen Löffel aushöhlen und das Fruchtfleisch entfernen. Sich eine flache Seite der Rübe raus suchen und dort 2 Löcher für die Augen bohren, ein Dreieck für die Nase schneiden und ein Halbmond für den Mund formen. Anschließend sich ein Loch an der Spitze der Rübe schaffen, damit das Teelicht später nicht ausgeht.

Nachdem wir meine lustige Rüben-Fratze gebadet haben (sie war noch voller Erde) steht sie an meiner Fensterbank und erschreckt die Passanten.

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Dienstag  01.08.06

Die Meldung des Tages wird meinen Eltern besonders schmeicheln:

Laut einer neuen britischen Studie bekommen attraktive Paare häufiger weiblichen Nachwuchs.

Die Wahrscheinlichkeit, dass das erste Kind eines körperlich attraktiven Paares ein Mädchen wird, ist um 26 Prozent höher als die Geburt eines Jungen. Körperlich unattraktive Eltern hingegen zeugen eher ein männliches Erstgeborenes.

Der Leiter dieser Studie erklärt: "Schöne Eltern bekommen mehr Töchter als hässliche Eltern, weil physische Attraktivität vererbbar ist, und weil Töchter davon mehr profitieren als Söhne".

Das beste Beispiel für diese These ist Shiloh-Nouvel-Jolie-Pitt, die Tochter von Angelina & Brad. Ich bin aber viel hübscher…

Mittwoch 02.08.06

Fast-Food-Restaurants,  Imbisse & Pommes-Buden wirken im Gegensatz zu anderen Kindern auf mich nicht anziehend. Klar läuft das Essen dort unkonventioneller und freier als zu Hause. In einer ungezwungenen Atmosphäre aus einem Tablett mit der Hand zu essen, finde ich zwar besser als in einem Lokal mit komplizierter Tischordnung, Benehmen und Etikette, sitzen zu müssen, aber das kann ich auch zu hause haben.

Wenn wir draußen essen, dann darf mein Lieblingsgericht bitte nicht fehlen: Pasta mit Tomatensauce. Ihr könnt mich für spießig erklären, aber ich war empört, als ich heute bei McDo, anstelle von Pasta mit Tomatensauce nur Pommes und Nuggets bekommen habe.

Donnerstag 03.08.06

Die liebe Kiki hat mich heute ins Bett gebracht, da Maman einen Termin hatte und Papa, wie jeden Donnerstagabend, arbeiten musste.

Folgende SMS hat Papa von Kiki bekommen: „…ist beim Essen schon fast eingeschlafen. Noch etwas gespielt und dann ohne Umwege ins Bett. Zähne putzen und pipi machen hat g’rade noch geklappt. Flora vorlesen nicht.“

Freitag 04.08.06

Regelmäßig bekommen meine Eltern Briefe des Berliner "Arbeitskreis neue Erziehung e.V.

Dort wird alles Mögliche abgehandelt. Alles was man über Babyalltag und Kindererziehung wissen will, von der Geburt bis zum 8. Lebensjahr. 46 Briefe, die praktisch mitwachsen, da sie zeitlich exakt und zielgenau auf das aktuelle Alter des eigenen Kindes abgestimmt geschickt werden. Somit werden ratlosen Vätern aktuelle Fragen beantwortet, und verzweifelten Müttern unter die Arme gegriffen und das Gefühl gegeben, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind.

Lobenswert finde ich die Passagen mit den Ratschlägen und Hinweisen für Alleinerziehende oder Eltern mit behinderten Kindern.

Samstag 05.08.06

Ich habe Heute Bei Ulla geschlafen. Meine Eltern hatten was vor und wollten sich einen netten Samstagabend machen, ohne Shadia!

Es sei ihnen gegönnt.

Sonntag 06.08.06

Nachdem meine Eltern mich abgeholt haben, sind wir alle Drei zum ersten Mal ins Kino gefahren. Man war das kuhhhhhhhhl. Es war eine Premiere für mich.

Während Papa und ich uns an der langen Schlange, anstellen sollten, hat Maman schlauer Weise die Zeit ausgenutzt, und ein Jumbo Eimer mit Pop Corn, Eis und Maxi-Getränke-Becher besorgt.

Dadurch hatten wir uns die besten Plätze ergattert, nämlich ganz oben in der Mitte. Kaum saßen wir, fragte ich „Wo ist die Urmel?“ Papa eilte: „Das Urmeltier kommt gleich“

Auf einmal wurde es dunkel und ein Lichtstrahlen durchquerte den dunklen Raum über unsere Köpfe, und der Film fing an. Vor dem Dunkeln hatte ich keine Angst. WOW! was für ein Riesenfernseher, mit überwältigem Sound…Es war sehr laut.

In dem Film war eine Schar schräger Tiere zu sehen, die auf einer Insel leben und eine Sprachschule für Tiere besuchen. Sie hatten lustige Sprechfehler: Pinguin PING, der liebend gern in einer „Mupfel“ (er meint Muschel) leben würde, Waran WAWA der immer noch Schwierigkeiten mit dem „z“ hat, Schuhschnabel SCHUSCH, der eigentlich eher Flugunterricht benötigt und anstatt „ich fliege“, „ICH FLÄGE“ sagt, und See-Elefant SEELEFANT, der wunderschön traurige Lieder singt. Herrin über Haushalt, Schule und die kleine Schulgemeinde ist die strenge aber empfindsame Schweinedame WUTZ, die fast nach jedem Satz „UFF UFF“ sagt.

An einem schönen Tag wird ein Eisberg vor die Insel geschwemmt. Im Inneren des kleinen Eisbergs befindet sich ein seit der Eiszeit eingefrorenes Urzeit-Ei. Und dann springt, ganz plötzlich, ein seltsames grünes Geschöpf heraus. Da habe ich geschrieen „Urmel!“ und alle Kinder waren hin und weg, dass unser Held endlich auf der Leinwand zu sehen war.

Trotz  Happy-End habe ich geweint als der Film zu Ende. Ich wollte nicht nach Hause gehen und habe gehofft, dass Papa auf Replay drückt.

Montag 07.08.06

Heute musste ich zum Arzt, weil ich gestern ganz schrecklich hustete bis ich gebrochen habe. Ich habe dem Arzt stolz meine Urmel-Tatoos auf meinen Unterarmen gezeigt und von dem Kino erzählt.

Nebenbei wurde ich auch gewogen: 13,5 KG. Maman nennt mich „Dürrer Hering!“.

Dienstag 08.08.06

Papa hat mir heute ein Geheimnis verraten, was ich nicht weiter erzählen darf, weil sonst es kein Geheimnis mehr wäre. Aber wenn ich das erzählen würde und von der vertrauten Person wiederum verlange, dass sie es nicht weitererzählt, dann bleibt es ein doch Geheimnis weiterhin. Oder?... Nein ich behalte das für mich. Ich darf es erst nach dem 23.08. verraten. Nach dem Geburtstag von Maman

Mittwoch 09.08.06

Die Meldung des Tages: laut einer US-Studie ist jeder zehnte Vater in den USA depressiv. Das heißt: nicht nur Mütter sondern auch Väter leiden an der so genannten Wochenbett-Depression.

Die Forscher wollen diese Depression aus der Tatsache herausgefunden haben, dass depressive Mütter ihre Kinder mit einer Flasche ins  Bett legen, ihrem Baby deutlich seltener Geschichten erzählen und auch seltener mit ihm spielen. Die Depression der frisch gebackenen Väter führt den Forschern zufolge dazu, dass sie ihr Kind öfter wach ins Bett legen und seltener mit ihm spielen. Kurz gesagt Depressive Eltern kommunizieren weniger mit den Babys. Arme Babys sage ich nur.

Ich danke dem lieben Gott Tag und Nacht, dass ich meinen Eltern keine Depression beschert habe und dass sie mich intensiv hüten, lieben und pflegen.

Donnerstag 10.08.06

Seitdem meine Heldin die Katze Pomponette, zu ihren Eltern Mami & Papi sagt, sage ich jetzt nur noch Mami & Papi. Papa findet das nicht schön.

Aber Papi, du bleibst trotzdem mein Großer auch wenn jetzt ein Verniedlichungs-I bei dir hinten steht.

Alle meine Helden enden sowieso mit einem „I“ : Tchoupi, das Pinguin, Mimi die Maus & Oui-Oui aus dem Spielland.

Freitag 11.08.06

Alle Kinder mögen Möhren - nur ich nicht. Ganz oben bei mir steht: Penne, (oder Pasta) dann Fischstäbchen gefolgt vom Spinat, Parmesan, Obst, Putenleberwurst, Putensalami (bloß kein Schwein, sonst ist Papi sauer) oder einfach Trockenbrot.

Kulinarisch hasse ich Abwechslung. Deswegen gibt es seit Monaten das Gleiche - natürlich mit ein paar Variationen. Morgens Tee und eine Scheibe Brot mit Wurst und manchmal eine Scheibe mit Marmelade, mittags ein Joghurt und viel Obst. Nachmittags gibt es Kuchen, Eis oder Kekse und abends eins meiner oben genannten Lieblingsgerichte. Danke Mami für all die  leckeren Sachen.

Sonntag 13.08.06

Papa ärgert mich: Er äfft mich nach und steckt seinen Daumen in den Mund, wenn er mir Geschichten vorliest. Ich verstehe dann nicht, was er nuschelt  und versuche die ganze Zeit, ihm den Daumen aus dem Mund raus zu nehmen.

Donnerstag 17.08.06

Nach meinem Nachmittagsnickerchen hat Papa mich fest in Arm genommen und mir ganz stolz sein neues Bild gezeigt, was jetzt im Flur hängt.

Papa: Was ist das Shadia?

Shadia: Ein Schwein

Papa entsetzt: Nein… das ist ein Stier!

Shadia: Was ist das?

Papa: Ein Stier Mamour.

Shadia: Was ist das?

Papa: Du kennst doch die Kuh. Der Stier ist der Mann von der Kuh.

Shadia : Der Mann von der Kuh ?

Papa : Ja. Ich bin zum Beispiel der Mann von der Maman und der Stier ist der Mann von der Kuh.

Shadia : Und der Mann von Shadia?

Stille

Shadia : Papa, Mann von Shadia ?

Eine endlose Stille

Samstag 19.08.06

Shadia & Papa sind beim Bäcker. Um zu scherzen fragt Papa: „Hast Du Geld für die Brötchen Shadia?“.

Shadia sucht in ihrer Hosentasche und stellt ganz traurig fest: « Nein ! »

Papa: „Arme Shadia, Hast Du kein Geld? Ich mache das schon für Dich“

Shadia überlegt, macht ganz groß ihre Kulleraugen auf und korrigiert sich: « Doch, ich habe Geld». Papa fragt dann unglaubwürdig: “Wirklich und wo ist das?“

Shadia: „In der Kuh, im Schwein und in der Ente!“ (gemeint waren Shadia’s Spardosen in Form von einer Kuh, einem Schwein und einer Ente)

Sonntag 20.08.06

Es regnet fast die ganze Zeit. Wo bleibt der Sommer?

Bei so einem miesen Wetter bleiben wir zu Hause und gucken uns « Lauras Stern » an.

Nach dem Film habe ich versucht, Mami und Papi ins Bett bzw. in die Sofa zu bringen. Wir haben alle drei ganz doll gekuschelt. Ich habe sie zugedeckt, die Wohnzimmertür halb offen gelassen und ganz bestimmend den beiden befohlen „Dodo machen!“. Aber sie sind nicht eingeschlafen.

Montag 21.08.06

Ich kann auf Deutsch bis 10 zählen:

ZWEI, VIER, FÜNF, NEUN, ZEHN

Auf Französisch bis 7:

UN (1), DEUX (2), TROIS (3), SIX (6), SEPT (7)

Mittwoch 23.08.06

Heute nur gute Nachrichten:

1. Maman hat Geburtstag. Ich wünsche dir alles Gute liebe Mami.

2. Tata Samia aus London ist da. Mann habe ich Spaß mit der.

3. Tata Andrea hat erfahren, dass sie eine 7tägige Kreuzfahrt in der Karibik gewonnen hat. Ob sie wohl mich mitnimmt.

Donnerstag 24.08.06

Das Geheimnis ist kein Geheimnis mehr. Maman weiß es seit gestern.

Papa hat eine Geburtstagsparty organisiert und alle Freunde von Maman mit einer süßen Karte eingeladen. Die Party sollte ursprünglich bei Onkel Olli und Onkel Ingo im Garten stattfinden, aber das Wetter wird wohl nicht mitmachen und die Party wird in die Fabbrica verlegt. Unverschämt fand ich nur, dass ich nicht zu den 50 geladenen Gästen zähle. Egal ich bleibe an dem Wochenende bei der Ulla.

Samstag 26.08.06

Heute steigt die Geburtstagsparty von Maman. Sogar Fred aus Frankreich ist gekommen. Er hat mir ganz tolle Anziehsachen von meinem Lieblingsshop DPAM mitgebracht. Merci Oncle Fred!

Ich werde heute, wie schon gesagt bei Ulla schlafen. Ich war den ganzen Tag ungeduldig, dahinzugehen und habe Papi die ganze Zeit gefragt, wann wir dahinfahren.

Montag 28.08.06

Als ich heute aufwachte, war Maman nicht da. Der Papa hat mir schnell Frühstück gemacht und dann kam die Elfi mich abholen. Sie passt auf mich bis 15h. Dann macht Papa Feierabend und kümmert sich um mich.

Maman ist nach London zu Tata Samia geflogen. Sie wird dort bis Donnerstag bleiben. Also 3 Mal ohne Maman Dodo machen. Ich vermisse sie jetzt schon.

Dienstag 29.08.06

Heute habe ich mich erschrocken als ich wach wurde. Ich habe damit nicht gerechnet, dass Lara und nicht Papa mich geweckt hat. Eine knapp halbe Stunde habe ich gebraucht, um das Ganze zu begreifen.

Papa hat wohl versucht, mich wach zu kriegen, aber es war so schön muckelig warm in dem großen Bett neben ihm zu schlummern, dass ich so was von tief geschlafen habe. Daraufhin hat Papa aufgegeben, da er ins Büro musste. Die Lara passt auf mich heute und morgen vormittags. Papi übernimmt dann ab 13h.

Mieses Wetter: 5 Minuten Regen, 5 Minuten Sonne.

Hurra! Ich kann jetzt Fahrrad fahren. Im Ernst. Papa nennt es Dreirad. Ich finde es aber degradierend und nenne das Fahrrad. Ich kann so schnell fahren. Das macht riesig Spaß.

Mittwoch 30.08.06

Ich war heute Nachmittag mit Papi in der Stadt und danach ins Spielhaus im Gruga-Park. Dort hat ein Junge mir an den Haaren gezogen. Ich habe angefangen zu heulen und bin zur Papi gerannt, um ihm das zu erzählen. Papi meinte nur ich soll mich selbst wehren. Ich habe allen Mut gefasst, bin zielstrebig auf diesen wilden Jungen zugegangen und habe ihm gesagt: „Hier bin ich, MANCHAFOUSCH!?“. Das ist Marokkanisch und heißt etwa: “Hast Du gar keine Angst vor mir, oder was?“. Glaubt mir, es hat geklappt. Der Junge hat nur doof geguckt und mich in Ruhe gelassen. Das Einbisschen Marokkanisch, was ich kann, wirkt wohl einschüchternd. Das muss ich mir wohl merken für die Zukunft.

Donnerstag 31.08.06

Ich freue mich, dass Maman endlich aus London wieder da ist. Ich bin aber auch traurig, dass ich ab heute nicht mehr neben Papi im großen Bett schlafen darf.

Es war heute ausnahmsweise trocken. Wir haben das gute Wetter ausgenutzt und haben, Papi & ich, den Rasen gemäht. Dabei musste ich feststellen, dass in meinem, seit Ende Juli im Garten stehenden, Planschbecken mehrere Kaulquappen sich gebildet haben. Sie sahen lustig aus. Papa hat sie weggeschüttelt. Ich hätte sie gezüchtet. Es wären bestimmt niedliche Frösche geworden.

 

Sa. 01.07.06

Wir sind heute ins Gruga-Freibad gefahren. Voll war es dort. Ich hatte viel Spaß mit Maman, im Kinderbecken zu planschen und auf der großen roten Krabbe zu rutschen.

Als meine Eltern nach Hause aufbrechen wollten, habe ich einen Schreianfall gekriegt. Ich muss zugeben, obwohl sie mich vorgewarnt und Ihr Vorhaben 10 Minuten vorangekündigt hatten, habe ich unfairer Weise ein Skandal ausgelöst und rumgebrüllt wie verrückt. Papa sagte auch noch „Pourquoi tu cries comme ça, comme une cinglée!“ (Warum schreist Du so, wie so eine Irre?) und ich zu ihm „Toi, Cinglé!“ (Du, Irre). Daraufhin er: « Ce n’est pas gentil ça ! C’est méchant ce que tu dis ! » (Das ist nicht nett! Das ist böse, was du da sagst!) und ich noch Mal  « Toi, Méchant !» (Du, Böse!)

Fast 30 Minuten  lang habe ich mich beschwert, gemeckert und geweint und gebrüllt. Aber nix. Letztendlich haben die beiden gewonnen und ich musste mich erschöpft an Maman’s Schulter kuscheln.

Ich habe mich dann mit Papa vertragen und um Entschuldigung gebeten.

Zu Hause habe ich verstanden, warum vor allem Papa es eilig hatte. Frankreich trifft Heute auf Brasilien, und er wollte sich auf einen heißen Fussball-Fernseh-Abend vorbereiten. Alles klar, Chef!

So. 02.07.06

Youpi! „Les Bleus“ sind gestern weiter gekommen und spielen gegen Portugal!

Heute bleibt aber ein fußballfreier Sommertag.

Dafür, dass ich das letzte Wochenende bei Elfi schlafen durfte, haben wir Elfi heute zum Grillen eingeladen. Nicki Marvin & Lena waren auch eingeladen. Ich hatte viel Spaß mit Lena im Garten zu spielen.

Maman hat neue Barbecue-Rezepte ausprobiert. Es war alles himmlisch lecker. Danke Mami.

Mo. 03.07.06

Meine Eltern haben es heute tatsächlich gewagt und mich ins Bett ohne Windel geschickt. Mein Töpfchen stand neben der Kommode zur Verfügung. Papa sagte noch, bevor er mir „Bonne Nuit“ wünschte: „Wenn Du Pipi musst, stehst Du einfach auf, du machst das Licht an und machst ins Töpfchen Pipi“

Jawohl Chef!

Di. 04.07.06

Und so war es auch: In meinem Bett kein Tropfen, aber im Töpfchen ganz viel Pipi. Meine Mutter war richtig stolz und hat Papa sofort per Telefon benachrichtigt.

Mi. 05.07.06

Mein Erfolg von Gestern wurde durch die Schlagzeilen von Heute zunichte gemacht:

„ABSOLUTE HÄRTE“, „AUS, DER TRAUM“, „DER PLÖTZLICHE TOD“, „ES TUT SEHR WEH“, „DEUTSCHLANDS FINALTRÄUME SIND GEPLATZT“,

„VERLOREN UND DOCH GEWONNEN“

Wir haben gestern gegen Italien mit 0:2 verloren. Es war kein Fußballspiel, sondern ein Krimi ohne Happy-End.

Zwei Minuten vor dem Ende der 2. Verlängerung, in der beide Mannschaften glänzten, aber Italien vielleicht cooler und souveräner war, gelang den Azzuris der Sieg mit 2:0.

Bei uns, wie es bei vielen anderen Familien auch der Fall ist, herrscht jetzt eine schreckliche Leere. Aber diese Leere hat trotzdem was Positives in sich. Der Papa hat mehr Zeit für mich jetzt und spielt länger mit mir, nimmt Maman öfter in Arm und küsst sie ständig. Er hat’s auch endlich geschafft, den hoch gewachsenen Rasen wieder Mal zu mähen, und den Briefkasten regelmäßiger zu leeren. Sogar sein Heiligtum auf der Couch, nämlich die Fernbedienung, gibt er öfter freiwillig ab.

Do. 06.07.06

ON EST EN FINAL ! (wir sind im Finale)

Gestern haben die BLEUS (die Blauen) – warum nennt man die so, sie tragen eigentlich weiße Trikots- gegen Portugal gewonnen und sind somit im Finale!

Ich singe jetzt nicht mehr „Berlin wir fahren nach Berlin“ sondern „Berlin, Berlin, à nous Berlin“

Fr. 07.07.06

Ich bin definitiv trocken, sauber und windelfrei. Bis jetzt hatte ich nur 2 Unfälle, wo ich nachts Pipi ins Bett gemacht habe.

Sa. 08.07.06

Wir sind Dritter geworden. Gegen Portugal gewonnen!

So. 09.07.06

Ich bin 2 Mal entsetzt:

  1. Entsetzt, dass Frankreich im Finale gegen Italien verloren hat
  2. Entsetzt, dass der große Zizou seine Karriere mit einem unverzeihbaren Ausraster beendet hat.

Mo. 10.07.06

Und das stand ein Tag später in der Zeitung:

„Helden machen kleine Momente zu großen, sie glänzen dann und alles andere um sie herum verblasst. Manchmal werden Helden in großen Momenten auch ganz klein und verblassen selbst. Das Dumme ist, dass das Scheitern meist dem Aufstieg folgt und deshalb in Erinnerung bleibt. Und es ist die Wirkung dieses allerletzten Momentes, die darüber entscheidet, ob man ein leuchtender Held ist oder ein tragischer.

Der Kapitän der Equipe Tricolore, der sich zum zweiten Mal nach 1998 zum Weltmeister krönen und als WM-Champion abtreten wollte, stellte sich selbst ins Abseits und konnte den Triumph der Italiener nicht verhindern.“

 

Wer behauptet die WM sei vorbei, der irrt sich. Bei uns ist sie zumindest im Wortschatz noch präsent. Wenn Papa mich ärgert dann sage ich ihm: „T’es Hors Jeu!“ (Du bist abseits). Wenn ich mich daneben benehme, sagt er mir „Shadia, carte rouge!“ (rote Karte)

Di. 11.07.06

Meine Patentante Tata Andrea hat heute Geburtstag, Maman und ich waren mit ihr frühstücken.

Alles Gute zum Geburtstag Tata Andrea!

Heute Nachmittag war ich unartig und habe meine Gute-Nacht-Geschichte FLORA zerrissen. Sie liegt jetzt im Mülleimer.

Maman:  „Naja, da wird ja der Papa auch noch ein Wörtchen mitzureden haben“ daraufhin rief Maman Papa auf der Arbeit an und teilte ihm das Malheur mit. Er war stinkesauer und hat mir via Telefon „Abseits“ gesagt und eine rote Karte gegeben. Um das Thema zu wechseln, habe ich ihn dann gefragt: “Kommst du nach hause Papa!?“ Er sagte dann: „Nein ich muss arbeiten. Und weißt du warum, Shadia“ setzt er ironisch fort “um Geld zu verdienen, damit ich dir Bücher kaufen kann, die du ohne Grund kaputt machst. Aber wenn du so weiter machst dann kaufe ich dir halt keine mehr“.

Mi. 12.07.06

Viele Wörter kann ich bereits, aber am schönsten und effektivsten finde ich das Wort “PLUS TARD“ auf Deutsch „SPÄTER“. Das ist wie ein Passepartout. Das kann ich fast überall benutzen. Es ruft zwar manchmal Entsetzen, Empörung oder einfach Zorn bei meinen Eltern hervor aber es erfüllt seinen Zweck: „MICH-IN-RUHE-LASSEN!“

Als Beispiel:

Maman: „Shadia, ich möchte, dass du jetzt sofort Dein Zimmer aufräumst“

Maman, auf dem Spielplatz: „Komm Shadia, wir müssen jetzt nach Hause!“

Als Antwort darauf gebe ich natürlich mein Zauberwort: „Später!“

oder

Papa: „Shadia viens brosser les dents! » (Komm Shadia! Zähne Putzen)

Papa: „Enlèves ton pouce de la bouche ! » (Daumen aus dem Mund)

Shadia : « Plus Tard ! »

Do. 13.07.06

Ich liebe Mücken. Die Erklärung folgt……Später!

Jetzt mal im Ernst Mädels: Findet Ihr nicht, dass es zu früh ist, dass ich mit meinen genau 2 Jahren und 5 Monaten schon jetzt einen Pickel bekomme?

Er sitzt da seit 2 Tagen auf meiner linken Wange. Ich habe ihn genug ignoriert, jetzt muss ich ihn leider wahrnehmen, mich mit ihm auseinandersetzen. Wie oft habe ich ihn bedroht, dann angefleht, zu gehen, ihm erklärt, dass es so nicht geht, dass er verschwinden soll, dass er gar nicht existieren darf. Es darf ihn einfach nicht geben. Er ist viel zu früh da.

Er ist hässlich, langweilig, faul, sitzt nur da rum, pocht vor sich hin und stört einfach, indem er sich meinem Blickwinkel nach unten in dreister Weise  imposant in den Weg stellt. So was braucht kein Mensch, geschweige denn ein Kind. Ich werde mich später mit Sicherheit genug ärgern über unappetitliche Hauterkrankungen, Entzündungen kleiner Talgdrüsen, die an meinem Gesicht und meinem Körper vor allem in der Pubertät auftreten werden, aber bitte doch nicht jetzt. Oder!?

Am Tisch ist Papa mein hässlicher Pickel aufgefallen und damit kam die Entwarnung. Es war kein Pickel, sondern:

„Schau Mal Schatz“ sagt Papa zu Maman „Ich glaube, ma puce (mein Flöhchen) hat auch so einen Mückenstich…Guck Mal!  hier auf der Wange!“ sagt Papa zu Maman.

Ich sage Euch Mädels, ich war so was von erleichtert! Danke Papa!

Ich konnte es kaum glauben, dass es nur ein Mückenstich und kein Pickel war, und musste, um es zu glauben, diesen Satz die ganze Zeit wiederholen: „Ich glaube…..Mükentish“.

Deswegen liebe ich Mücken! Sie haben meine erste Beauty-Krise gemildert und die Ausmaße einer Katastrophe minimalisiert!

 

Papa hat folgende interessante Tatsachen über diese Viecher in einer Zeitschrift entdeckt:

Mit dem Summen ihres Flügelschlags können Moskitos Menschen schier in den Wahnsinn treiben. Untereinander dient der Ton den Tieren zur Kommunikation. Jetzt fanden Forscher heraus: Hinter einem Summen können sich gleich zwei Stechmücken verstecken, die wenn  sich eine Paarung anbahnt, im Duett summen.
In einer Fachzeitschrift
berichten  Forscher, dass die Summgeräusche von Tieren unterschiedlichen Geschlechts anfangs eine unterschiedliche Tonhöhe hatten - sich nach wenigen Minuten aber einander anpassten. Manchmal stimmten die Fluggeräusche der beiden Tiere letztlich sogar völlig überein.

„Die Moskitos reagieren auch auf Geräusche von Partys“ so eine Forscherin "Wenn man in der Nähe steht und ungefähr ein eingestrichenes C summt, wird sich die gesamte Mücken-Wolke mit beunruhigender Geschwindigkeit auf einen zu bewegen." die Forscherin warnt: "Wer singt, dem fliegen die Moskitos wahrscheinlich direkt in den Mund."

Fr. 14.07.06

Mein Lieblingssong momentan ist „Voila l’été“ (Hier ist der Sommer) und ich sage Euch: Ich liebe den Sommer!

Dank dem Sommer sind wir in den Garten umgezogen. Wir verbringen den ganzen Tag draußen. Unser Esstisch steht im Freien. Meine Spielecke hat sich in einen Sandkasten verwandelt. Mein Bett ist jetzt eine aufblasbare, bunte Hüpfburg und meine Badewanne ist ein rundes Planschbecken geworden.

Wir wohnen jetzt im Garten. Es ist vor allem interessanter als in unserer Wohnung. Dort ist mehr zu entdecken, vor allem kleine Tiere wie: Schmetterlinge, Bienen, Wespen, Hummeln, Vögeln, Schnecken, Ameisen, Spinnen…etc.

Am Anfang habe ich immer Pipi im Planschbecken gemacht. Aber seitdem wir abends das Wasser den Blumen zu trinken geben, habe ich dann aufgehört rein zu pinkeln. Es wäre unfair den Pflanzen gegenüber, sie mit dem Pipi-Wasser zu gießen.

Während der Sommerzeit freue ich mich am meisten auf die Tatsache, nackig im Garten rumlaufen zu dürfen und nach dem Austoben und Spielen im Sandkasten, jeden Abend duschen zu gehen!

Sa. 15.07.06

Papa sagt jetzt nicht mehr : « Enlèves ton pouce de la bouche ! » (Daumen aus dem Mund) sondern : « Enlèves ta main de la bouche, Shadia ! »  (Faust aus dem Mund, Shadia !)

Ich muss zugeben, dass ich mich tatsächlich dabei ertappe, wie ich manchmal meine ganze Hand im Mund habe. Das sieht unästhetisch aus und die ganze Sabberflut vor allem …unappetitlich! Sorry, Papa!

Übrigens, mein Pickel…Entschuldigung, mein Mückenstich ist zur Raison gekommen und hat sich aufgelöst. Weg ist er. Ich fühle mich viel besser.

So. 16.07.06

Dem Sommer verdanke ich auch, dass wir oft ins Freibad fahren.

Noch nie waren die Temperaturen so konstant sommerlich, wie in den letzten 2 Wochen und es soll die kommenden Tage so bleiben. Prima!

Im Freibad musste Papa Heute mit Entsetzen feststellen, dass ich das Schwimmen verlernt habe. Maman und ich waren fast seit 4 Monaten nicht beim Babyschwimmen. Im Babybecken plansche und spiele ich gerne, aber sobald mir Papa die Schwimmflügel anzieht und mich ins Nicht-Schimmer-Becken mitnimmt, wo ich den Boden unter meinen Füßen vermisse, fange ich an zu meckern.

Mo. 17.07.06

Papa ist allerdings sehr stolz auf mich in anderen Zusammenhängen. Wie zum Beispiel Heute: Er hat eine Email von einem Spielhausversand aus Frankreich erhalten, dessen Newsletter er abonniert hat. Thema der Email war: Votre bébé tout propre! IHR BABY WIRD SAUBER.

Darin wurden verschiedene Artikel vorgestellt, von Büchern für Sauberkeitserziehung mit Titeln wie „Pipo macht Pipi ins Töpchen“ bis zu Töpfchen in bunten Farben mit lustigen Geräuschen, die Kinder dazu motivieren sollen, die Töpfchen zu benutzen.

Wir brauchen solche Mails nicht mehr. Papa und ich lachen darüber, da ich, wie schon erwähnt, längst trocken und sauber bin.

Di. 18.07.06

Shadia mit Maman im Supermarkt.

Shadia bleibt vor dem Regal mit den Süßigkeiten stehen, zeigt auf ein KINDER Ü-Ei und fragt: “kommt mit?“ (gemeint ist: kann ich das haben?).

Maman: „Nein Shadia, das Ü-Ei kommt nicht mit. Wir haben eine Menge Ü-Eier und KINDER-Schokolade zu Hause, die zunächst aufgegessen werden müssen!“

Mi. 19.07.06

Heute wird es der heißeste Tag des Jahres: 38 Grad. Das habe ich erfahren als Maman und ich noch im Bett lagen und Papa zu Hause angerufen hat, um es uns zu sagen. Maman am Telefon: „Dann bleibe ich mit Shadia den ganzen Tag im Garten. Im Schatten faulenzen und Nichts tun“ dann „Du…Was soll ich heute Abend kochen“ Papa an der anderen Leitung: “Am besten Nichts. Gar Nichts. Bei der Hitze tut man einfach Nichts. Nicht Mal kochen. Nicht Mal essen. Einfach Nichts“ Damit bin ich aber nicht einverstanden. Apropos Maman, wo bleibt mein Frühstück?

Do. 20.07.06

Die Rekordtemperaturen forderten viele Opfer in Deutschland. Auch Frankreich leidet unter Rekordtemperaturen. Infolge der Hitze starben dort bislang neun Menschen.

Noch ein Grad und dann ist es hier in Essen wie in Casablanca. Papa hat mit Tata Fatiha in Marokko telefoniert. Sie haben dort 40, und wir haben hier 39 Grad.

Auch bei uns gab’s Hitzeopfer: 1 Ameise und 1 Wespe. Ich habe  die Armen heute in meinem Planschbecken tot aufgefunden. Es war so heiß gestern, dass die Beiden durstig geworden sind und von meinem Wasser trinken wollten, aber dann sind sie hingefallen und ertrunken. Ich habe Papa gefragt: „(Elles) font dodo?“ (Schlafen die noch!?) Papa guckte traurig und sagte: „Non elles sont mortes“ (Nein, sie sind tot). Ich musste was Falsches verstanden haben und fragte weiter: „Voler?“ (fliegen die?). Papa antwortete mit einer ernsthaften Miene „Elles font dodo pour toujours!“ (Sie schlafen für immer). Jetzt weiß ich was „MORT“ (tot) bedeutet.

Fr. 21.07.06

Meine Eltern belästigen mich andauernd mit dieser Frage: „Wie schaut’s hier schon wieder aus? Würdest Du jetzt Dein Zimmer aufräumen?“

Auf Französisch heißt es immer: „Was ist das hier für’n BORDEL?“ (C’est quoi c’bordel?).

Liebe Maman, lieber Papa,

1-    Wir leben alle unter einem Dach und sollen uns alle wohl fühlen. In meinem Zimmer fühle ich mich wohl, so wie ich meine.

2-    In einem aufgeräumten Zimmer fühle ich mich unwohl. Klipp & Klar gesagt: das Chaos stört mich absolut nicht!

3-    Im Gegenteil. Um mich richtig zu entfalten und kreativ zu bleiben, brauche ich beim Malen alle ca. 60 und nicht nur 5 Buntstifte (Papa, Du als Hobbymaler, Du musst es nachvollziehen können). Wenn alle Legosteine auf dem Boden verteilt liegen, entwickele ich einfach viele Ideen, um verschiedene Formen zu bauen.

4-    Wenn man ein Zimmer aufräumt, glaubt man Ordnung geschafft zu haben. Es ist aber nicht der Fall. Man spendet dabei viel Energie. Diese Energie manifestiert sich als Wärme. Das heißt man wärmt das Zimmer vor allem beim hektischen Aufräumen, in dem eigene Moleküle, und die vom Raum in Hitzewallung geraten. Draußen haben wir aber 40 Grad. Das muss reichen…oder?

Deswegen lohnt sich das nicht, das Zimmer aufzuräumen, glaubt mir das einfach!

Sa. 22.07.06

Das Glück kann so einfach sein wie… ein Planschbecken z.B.

Ich bin so glücklich, bei dieser Hitze den ganzen Tag in meinem Becken im Garten zu planschen.

Ich bin froh dass wir in einem Altbauhaus wohnen. Die Wände sind so dick und lassen keine Hitze durch. Unser Plan gegen die Hitzewelle: Tagsüber die Rollladen runterziehen. Somit ist es bei uns in der Wohnung auszuhalten und schön kühl.

So. 23.07.06

Gestern habe ich mitten in der Nacht so laut geschrieen, dass ich meine Eltern geweckt habe.

Ich habe erhöhte Temperaturen aber kein Fieber. Ich bin trotzdem kränklich. Ich war heute den ganzen Tag durch den Wind. Ich möchte nicht krank werden.

Mist! Durchfall habe ich auch noch gekriegt.

Mo. 24.07.06

Maman und Papa sind heute ins Kino gegangen, um einen marokkanischen Film zu sehen. Perle & Werner haben Babysitting gemacht. Ich hatte richtig viel Spaß mit den Beiden im Garten.

Das eigentliche Haylayt des Tages war: Baden mit Papa. Das war voll lustig. Papa hat mich mit dem lila Wal nass gespritzt und ich habe ihm Wasser aus dem roten Schiff über den Kopf geschüttet. Das war sooo lustig, dass ich zum Schluss mir selbst Wasser über den Kopf geschüttet habe.

Wir haben  das halbe Bad gewässert ...Und plötzlich nahm mich Papa aus der Wanne ....
Di. 25.07.06

Der Garten war heute voll. Zum Barbecue sind Calli & Valentina, Perle & Werner, Kiki & Toni erschienen. Unsere Nachbarin Anke, ihr Sohn & Ralf waren auch da.

Um 21 Uhr war es Feierabend für mich. Obwohl die Sonne immer noch richtig knallte und alle Leute noch im Garten saßen, sollte ich ins Bett. Ich durfte ein Mini-Bad nehmen. Mein Körper war so heiß vom viel Austoben, dass ich das kalte Wasser in pipi-lau-warmes Wasser verwandelt habe. Glaubt mir, das war nur durch die Temperatur meines Körpers und nicht durch Pipi oder so was.

Nachdem Papa mich ins Bett gesteckt habe, habe ich mich raus geschlichen und habe mich im großen Elternbett versteckt. Meine Eltern haben die ganze Wohnung über Kopf gestellt, um mich zu finden. Das war meine Revanche, dass ich so früh ins Bett gehen sollte.

Mi. 26.07.06

Als ich heute die dicken Wolken gesehen habe, habe ich nur gedacht: endlich eine Erfrischung. Fehlanzeige. Es waren heftige Gewitter heute Nachmittag, mit Platzregen, Hagel, Sturmböen und Überflutungen; sie haben aber keine Abkühlung der schweißtreibenden Rekordtemperaturen bewirkt. Stattdessen sorgten sie für schwüles Klima.

 

7 Sachen, die ich gerne mache :

  • Singen & tanzen
  • Spielen & malen
  • Hören & reden
  • Entdecken : Neugierig sein
  • Im Wald spazieren gehen (vor allem mit Tata Samia)
  • Meine Eltern ab und zu ärgern
  • Nichts tun


7 Sachen, die ich ungern mache :

  • Mein Zimmer aufräumen
  • Mich zwingen, lieb zu sein
  • Schlafen
  • Beim Haushalt helfen
  • So zu tun, als ob
  • Im Mittelpunkt stehen
  • Wenn jemand mir NEIN sagt

Do. 27.07.06

Ich habe heute lange überlegt und jetzt weiss ich es ganz genau, ich werde Sängerin. Ohne Angst vor irgendeiner Mücke zu haben, die sich von meinem Gesang sich angezogen fühlen könnte und wagen, sich in meinem Rachen
Ich versuche mit meinem Goldkehlchen, den Räfräng von „Aicha“ oder  „Didi“ von Khaled und auch ein paar Worte von "oui, je l’adore“. Das fand Maman ganz toll.
Papa hat’s später mitbekommen und war er auch derart von mir begeistert, dass ich mir nun sicher bin, Ich werde Sängerin

Fr. 28.07.06

Liebe Mitbürger/innen, 

Ihr sollt keine Angst vor der Hitze haben. Ihr werdet an der Gluthitze nicht sterben. Ihr werdet nicht austrocknen, keine Flüssigkeit mehr verlieren. Von mir aus nicht mehr spucken oder pipi machen, bloß nicht! Ihr werdet im Gegenteil viel trinken müssen und die Unterarme, mehrmals täglich unter Leitungswasser halten. Ihr könnt den Sommer austricksen: nicht mehr transpirieren als nötig; als man es braucht. Lasst Euch  von der Sonne nicht runterkriegen. Geht raus nur, wenn es wirklich notwendig ist. Geht langsam und ohne Hast, sucht Euch immer die schattigen Bürgersteigen aus. Haltet Euch dort auf, wo es zieht. Falls Ihr die Häuser verlassen musst, dann macht Ihr die Fenster morgens früh zu und zieht die Rollos runter, um die wieder abends, wenn es kühl wird, wieder aufzumachen. Oder bleibt einfach zu Hause.

Ich meine, was wollt Ihr draußen. Da ist nichts.  Draußen erstarrt das Leben.  Sachen bleiben in der Luft hängen. Draußen hört Alles auf: das Vogelgeschwitscher, der Wind, Die Uhrzeiger, die Herzschläge. Es herrschen nur Todesstille und die harte heiße Sonne.

Es hat keinen Sinn, dagegen zu kämpfen. Bloß nicht. Macht Euch keinen unnötigen Stress. Bleibt zu Hause und genießt ein Vanille-Eis, wie ich es gerade tue. Maman hat mir eben eine Schale serviert. Danke Maman. Ich liebe Dich.

So. 30.07.06

Ich habe meine Eltern erst heute Nachmittag wieder gesehen. Ich habe nämlich bei Nicki geschlafen, wo ich mich mit Lena köstlich amüsiert habe.

Meine Eltern waren auf einer Geburtstagsparty in Köln…ich glaube die Geburtstagsparty von Onkel Franck.

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Do. 01.06.06

Papa versucht Shadia das Zählen auf Französisch beizubringen: « un, deux, trois… » « eins, zwei, drei… »

Shadia, scheint, was Falsches verstanden zu haben und macht weiter : « Partez » « los! »

Fr. 02.06.06

Meistens finden die Säuglinge ihre Finger zum Saugen gleich nach der Geburt und manche saugen schon im Mutterleib an ihren Fingern.

Ja ich möchte es an dieser Stelle zugeben, ich bin immer noch ein Daumenlutscher.

Am Anfang war das, wie bei allen Neugeborenen ein Trick um den Hunger zu stillen bzw. zu listen.

Danach entwickelte sich das Daumenlutschen als Trostgestik bei Trauer, Einsamkeit oder Stress, dann als Zufluchtsmöglichkeit bei Verlegenheit, und dann als Verteidigungsmanöver bei Gefahr oder einfach als ein Automatismus, schlicht eine stinknormale Gewohnheit.

Meine Eltern haben mir angeboten, dass ich meinen Daumen nur zum Einschlafen benutzen darf. Ich kann das aber nicht. Ich brauche meinen Daumen!

So. 04.06.06

Heute ist Pfingsten. Es ist ein Kirchenfest. An diesem Tag wird die Gründung der Kirche Christi gefeiert.

Das Wort „Pfingsten“ leitet sich von dem griechischen und später von den Römern übernommenen "pentecoste" ab, übersetzt "der 50. Tag". Deswegen findet heutzutage das Pfingstenfest immer an dem  50. Tag nach Ostern statt.

An so einem Fest finde ich nur die Pfingstrosen am schönsten sonst nichts!

Sa. 10.06.06

Ihr hättet die Augen von Papa sehen sollen, als es heute zum Frühstück geklingelt hat, und Tata Samia und Tata Nadia aus Paris durch die Küchentür rein kamen. Seine beiden Milchschwestern zusammen. Es war eine schöne Überraschung für Papas Geburtstag. Er war glücklich. Gut gemacht Maman.

Wir haben bei himmlischen 30 Grad den ganzen Tag im Garten verweilt.

Ich hatte am meisten Spaß in meinem neuen Planschbecken, wo Tata Samia und ich Bomben gemacht haben.

Zum Stärken nach dem Austoben haben wir einen leckeren, von Maman frisch gebackenen Erdbeerkuchen unter der Sonne gegessen.

Mo. 12.06.06

Papa hat heute Geburtstag. Er ist 35 geworden. Joyeux anniversaire Papa Chéri!

Das ist verrückt aber mit einem  Satz habe ich ihn so glücklich gemacht, dass er nasse Augen bekommen hat.

„je t’aime…un peu…beaucoup…passionnément…à la polie (folie) ! »

und das heißt: „ich liebe Dich...Einbisschen…sehr…leidenschaftlich…ganz verrückt“. Tata Samia hat mir den Satz beigebracht, und ich habe Papa diesen Satz zum ersten Mal zu seinem Geburtstag gesagt. Er war außer sich!

Wir haben eigentlich bereits den Sommer aber auch noch den Frühling irgendwie, denn Kiki und Mucky (das ist die Mama von Kiki) haben die glorreiche Idee gehabt, den Garten auf Vordermann zu bringen. Der Papa mäht ja den Rasen alle 14 Tage, jetzt heißt es den Garten von den beiden fleißigen Bienchen zu gestalten und neue schöne Pflanzen zu setzen. Bei diesen und allen anderen Gartenarbeiten und Freuden im Garten möchte ich natürlich nicht fehlen und habe fleißig mitgeackert. (Beweis: Eintrag von der Mucky in meinem Gästebuch).

Di. 13.06.06

Tata Samia & Tata Nadia sind heute nach Paris zurückgefahren. Schade!

Ich sehe sie bestimmt wieder auf der Geburtstagsparty von Maman im August.

Mi. 14.06.06

Zu Maman sage ich oft „Komm Mal her Schätzlein. Ist alles Gut!“ und nehme sie in Arm. Sie findet es lustig und lacht sich kaputt.

Do. 15.06.06

Menschen, die von Geburt an mit zwei Sprachen aufgewachsen sind, denken auch in zwei Sprachen – abwechselnd in der einen und der anderen oder auch gemischt und können alle sprachlichen Mittel, die einem zur Verfügung stehen, nach Lust und Laune einsetzen.

Das kommt bei mir auch oft vor, dass ich in Sprachmischungen gerate, d.h. Verwendung beider Sprachen Deutsch & Französisch innerhalb einer Äußerung, als Beispiel:

Encore Schaukel! (noch mal schaukeln)

Manger Wurst? (Wurst essen?)

Toi aussi beißen (Du auch beißen)

Tut rien (Er tut nichts, gemeint ist hier Franco’s Hund Paul)

Voiture fahren (Auto fahren)

Mag sein, dass viele Leute dies als Manko betrachten, es ist jedoch eine Sache der Bequemlichkeit im Denken beim Sprechen, da bediene ich mich einfach bei der Sprache, die mir dann im dem Augenblick näher ist, weil ganz einfach das Wort in der einen Sprache als erstes präsent ist.

Solche Sprachmischungen stellen also bei zweisprachigen Kindern eine ganz normale Sprachentwicklungsphase dar und werden deshalb auch „naive Sprachmischung“ genannt.

Sa. 17.06.06

Heute waren wir in der Fakipa, so nenne ich die Fabbrica Italiana, das Restaurant, wo Papa arbeitet. Es war voll dort, da heute die italienische Nacht war. Eine Sängerin hat italienische Lieder auf einer Bühne gesungen. Ich habe sie lange beobachtet und habe gedacht, was sie kann, kann ich auch. Ich habe mir also meine Plastik-Blume als Mikrofon geschnappt und habe mitgeträllert. Die Sängerin hat mich gesehen und eingeladen, auf die Bühne zu kommen. Meine Eltern waren fassungslos, als ich auf der Bühne mitgetanzt und mitgesungen habe. Es war mein erster Auftritt vor Hunderten von Menschen und ich war nicht ein Mal aufgeregt.

So. 18.06.06

Oh! Habe ich es vergessen zu erwähnen, seit dem 09.06.06 ist ja WM hier in Deutschland und ich habe mir einige Spiele mit Papa bereits angeguckt.

Heute hat Brasilien gegen Australien gespielt. Der Kommentator sagte auf einmal Kaka. Ich guckte Papa an und fragte „Papa, kaka?“ „Nein“ eilte Papa mit der Antwort „Nein, keiner von den Spielern muss Kaka. Das ist nur ein Spieler in der brasilianischen Mannschaft, der so einen KAKA-Name hat.“

Mo. 19.06.06

Trotz Regen & Gewitter bin ich heute mit Maman ins Spielhaus des Grugaparkes gegangen. Wir haben auf dem Weg dann die Enten und ihre Babys gefüttert. Fische waren im Teich nicht zu sehen. Sie haben sich versteckt, erst wenn die Sonne wieder scheint, schwimmen sie bestimmt wieder an die Wasseroberfläche.

Ich war heute brav und habe von Maman als Belohnung ein Indianerzelt bekommen. Während Papa joggen war, hat mir Maman das Zelt ins Zimmer aufgestellt. Merci Maman! Als Papa zurückkam, hat er uns vermisst. Er hat uns überall gesucht und nicht gefunden. Wir haben uns ganz schön versteckt in mein Indianerzelt.

Di. 20.06.06

Mein erster Zahnarztbesuch ist für meine Eltern und mich ein wichtiges Erlebnis. Deswegen haben mich Maman und Papa ganz langsam daran herangeführt, indem wir oft darüber gesprochen haben. Papa übte seit Tagen mit mir, in dem er den Zahnarzt und ich die Patientin spielte. Er hat’s aber 2 Tage lang falsch gemacht, da er mit mir das Spiel in Französisch und nicht in Deutsch gespielt hat. Also hatte ich nur einen Tag, vor meinem ersten Termin, wo wir das in Deutsch gespielt haben. Oder müssen wir etwa einen Zahnarzt in Frankreich besuchen? Nein soweit wiederum nicht. Der Zahnarzt hatte seine Praxis in Bochum, war aber in Maman’s Auge trotz Empfehlung nicht gut genug auf Kinder vorbereitet. Das Team war zwar bemüht, um mir die Angst zu nehmen, aber nicht überzeugend genug.

Egal meinen ersten Zahnarzttermin habe ich trotzdem gut überstanden. Der zweite Besuch wird aber mit Sicherheit bei einem speziellen Kinderzahnarzt stattfinden…. Vielleicht in Paris?

Seit einigen Tagen ist unsere Vorratskammer in der Küche ungewöhnlich sortiert und aufgeräumt. Maman hat sich hierfür letztens rote Aufbewahrungskisten gekauft und alles fleißig geordnet. Sofort, wenn man reingeht auf meine Augenhöhe, links, auf der 2. Etage von unten, liegt die begehrteste Kiste der Welt: die mit den Keksen. Sie sind so lecker. Dort habe  ich mich heute so oft bedient.

Es ist jetzt so ordentlich und lecker in der Kammer, dass ich daraus mein Esszimmer gemacht habe. Das ist jetzt meine Schatzkammer oder besser gesagt meine Ali-Baba-Höhle.

Als Papa heute Abend rief: „Shadia viens on va manger. À table!“ (Komm Shadia wir essen!), habe ich mich dann logischerweise in die Kammer eingeschlossen und wollte gerade mir den Bauch mit den leckeren süßen Gebäcken voll schlagen, da haben die beiden mich entdeckt und raus geholt und Papa meinte, dass die Kammer kein Selbstbedienungsladen wäre und außerdem zum Essen setzt sich man an den Tisch und sich nicht in irgendeine Kammer verkriechen soll.

Mi. 21.06.06

Gestern, wie jeden Dienstag, waren wir bei der Nina im Spatzennest.

Heute darf ich dort ohne Maman bleiben. Das nennt man BABYPARKING. Die Mütter können Ihre Kinder für 2 oder 3 Stunden zum Spielen abgeben, ihre Einkäufe oder Besorgnisse erledigen und später die Kleinen abholen. Coole Sache. Ein wenig Freiheit und Entspannung beim Einkaufen leisten sich die Mamis heutzutage für 3 Euro die Stunde.

 

Nach dem WM Eröffnungsspiel am 09.06. haben wir gegen Costa Rica gewonnen. Eine schöne Sache. Nun, nach dem Spiel sind alle Leute auf die Strasse jubelnd gerannt, als ob wir Weltmeister geworden wären. Wobei die WM erst  gerade angefangen hat.

Viele sind nach dem Schlusspfiff spontan auf die Straßen gestürmt, haben getanzt und ihre schwarz-rot-goldenen Fahnen geschwenkt. Andere setzten sich hinters Steuer und fuhren im Autocorso hupend & johlend durch die Rüttenscheider Strasse. Die Stimmung war prächtig.

Ich war mit Papa nach dem Spiel spazieren und er sagte „Ils sont malades les gens! » (Die sind krank die Leute!). Den Satz habe ich mir geschnappt und sage es jetzt immer, wenn ein Autofahrer auf der Strasse hupt.

Gestern ging nach dem Spiel gegen Ecuador schon wieder die Post ab. Wir sind im Achtelfinale als Gruppensieger, aber warum so ein lautes Hupenkonzert. Ich habe nur gedacht „Ils sont malades les gens! »

Do. 22.06.06

Ich habe Papa zum Kontrolltermin bei seinem Zahnarzt begleitet. Ich habe die ganze Zeit mit den Zahnarzthelferinnen gespielt, während Papa die Zähne gereinigt bekam. Die Kariesbehandlung hat er auf nächste Woche verschoben, damit ich mich nicht langweile. Es war aber überhaupt nicht langweilig für mich. Die Mädels haben sich prima um mich gekümmert. Papa hatte nur Angst, dass ich Pipi in die Buchse mache, da er es riskiert hatte, mit mir zum ersten Mal ohne Windel oder Ersatzhose das Haus zu verlassen.

Hier muss ich noch betonen, dass ich den Besuch als unbeteiligte Zuschauerin, auf die Zahnarztpraxis bezogen jetzt, angenehm empfand, da ich die Geräusche und Geräte als unbedrohlich und ungefährlich wahrgenommen habe.

Am Nachmittag bin ich mit Maman in den Bochumer Tierpark gefahren. Wir waren dort verabredet mit unserer Nina  und all den anderen Müttern und Kindern aus den Krabbelgruppen beim Spatzennest.

Von unserer Gruppe waren nur Max und seine Schwester Sofia da und das reichte mir auch. Ich hatte viel Spaß mit Sofia, und die ganzen Tiere ließen mich jubeln. Es war ein schöner Tag und ein Eis zum Abschluss von Maman ließ den Abend schön ausklingen.

 

Fr. 23.06.06

Die Mucky hat mir letztes Mal bei der Gartenarbeit eine Schachtel Zigaretten geschenkt. Kein Schreck, eine leere Schachtel. Oder nicht so ganz. In der Schachtel war ein kleines Ding, was man Kokon nennt. Ich sollte es aufbewahren und behüten, bis irgendwann Mal ein schöner bunter Schmetterling rausschlüpft. Ich bin Mal gespannt, wann es passieren wird. Danke Mucky!

Problem ist nur, dass ich seitdem in der Annahme bin, dass jede Zigarettenschachtel, die auf dem Boden liegt, ein Kokon enthalten könnte. Und somit hebe ich jede Schachtel hoch und schüttele sie oder mache sie sogar auf, aber ohne Erfolg leider!

Sa. 24.06.06

Ich habe mir heute auch das wunderbare Achtelfinalespiel Schweden gegen Deutschland angeguckt. Wir sind weiter. 2 zu 0 für Deutschland.

So. 25.06.06

Ich durfte heute bei Elfi schlafen. Ich habe zum ersten Mal Katzen gefüttert. Dann habe ich mit Mike (der Sohn von Elfi) Fußball in der Wohnung gespielt. Auf dem Spielplatz könnten wir bei der Hitze leider nicht spielen, da alle Geräte super heiß waren. Am Nachmittag musste ich mit Elfi einen langen Weg zu Fuß laufen. Eine gute Voraussetzung, um nach dem Duschen und Abendessen tief einzuschlafen.

Di. 27.06.06

Ich war mit Maman heute in der Stadt. Dort haben wir für Papa eine lustige Narrenmütze mit drei Farben „rot, weiß, blau“ für Frankreich gekauft. Wichtiges Accessoire für das Spiel heute Abend. Vor dem Spiel war ich mit Papa einkaufen und habe die Narrenmütze auf den Kopf gehabt und:

ALLEZ LES BLEUS = VORWÄRTS DIE BLAUEN laut gesungen.

Die Franzosen haben heute gegen die Spanier im 1/8 Finale gewonnen. Fantastique!

Do. 29.06.06

Morgen spielen wir gegen Argentinien. Ich drücke ganz fest unserer Mannschaft die Daumen, dass wir morgen das 1/4Finale gegen die Gauchos gewinnen und ins Halbfinale locker einziehen.

Fußball ist unser Leben! Wir sind alle Balla Balla! Meine Unterwäsche auch. Auf meiner Unterhose vorne sind drei Mädchen abgebildet mit Fußbällen. Ich stand vor Papa und habe unser Lieblingslied „Berlin…Berlin…wir fahren nach Berlin“ gesungen. Ich zeigte dabei auf meinen Schoß. Papa hat zunächst den Zusammenhang nicht verstanden. Erst als ich meinen Rock hochgehoben, das Geheimnis gelüftet, und ihm die drei Fußballerinnen auf meiner Unterhose gezeigt habe, hat er begriffen, was ich meinte.

Fr.30.06.06

Mein Gebet wurde erhöht. Wir sind im Halbfinale und spielen am kommenden Dienstag gegen Italien.

Und schon wieder Autocorso. Super Stimmung auf der Rüttenscheider Strasse.

Beim spannenden Spiel hat Maman die ganze Zeit „Weg! weg! weg!“ geschrieen. Das hat mich ein wenig irritiert, weil ich das Gefühl hatte, sie würde mich meinen. Dabei meinte sie die Argentinier, wenn sie mit dem Ball Richtung unseren Torwart liefen. Nach der Verlängerung kam das Elfmeterschießen. Genau in diesem Augenblick musste ich aber auf Toilette.

Beim Elfmeterschießen wurde ich auf dem Klo vergessen. Aber es ist auch unwichtig. Wichtig war, dass wir gewonnen haben.